Der österreichische Schriftsteller Franz Schuh liest „Von, für und gegen Karl Kraus“, am Klavier spielt Suyang Kim.
Karl Kraus (1874–1936) ist in erster Linie der Name eines Mannes, der schon lange tot ist. Aber in zweiter Linie ist Karl Kraus der Name eines Komplexes, durchaus auch im psychopathologischen Sinne eines „überwertigen Gefühlsinhalts“ – übersetzt in mehr als 40 Sprachen, verfilmt und millionenfach verkauft.
Wie die Kraus-Rezeption unter einer problematischen Spannung steht, kann man einem Aphorismus Walter Benjamins entnehmen: „Nichts trostloser als seine Adepten, nichts gottverlassener als seine Gegner“. Das steht unter der Überschrift „Kriegerdenkmal“. Dies war es ja, was die einstige, einzigartige Wirkung von Karl Kraus ausmachte: das Polemische, das Kriegerische auf höchstem ästhetischem Niveau. Heute kann man den Krieger in aller Ruhe zitieren. Und Franz Schuh nimmt sich heraus, vom Leser zum Vorleser zu werden.
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